Das Handwerk

Ein Handwerk soll der Bub nicht treiben,
denn dazu ist er viel zu gut.
Er kann so wunderniedlich schreiben,
ist so ein feines, junges Blut.

Nur ja kein Handwerk- Gott bewahre!
Das gilt ja heute nicht für fein:
Und wenn ich mir`s vom Munde spare,
es muß schon etwas Bess`res sein!

Das ist der wunde Punkt der Zeiten.

Ein jeder will aufs  hohe Pferd:
Ein jeder will sich nobel kleiden,
doch niemand seinen Schneider ehrt.

Der Hände Arbeit kam zu Schanden.
Der Arbeitsbluse schämt man sich.

Das rächt sich noch in deutschen Landen!!
Das rächt sich einmal bitterlich!!

Das Handwerk hat noch „goldnen Boden“,
hält`s nur mit dem Zeitgeist Schritt.
Folgt es den Künsten und den Moden
und bringt man Liebe zu Ihm mit.

Wenn Bildung sich mit Fleiß vermählen
und tut der Meister seine Pflicht,
mögt Ihr es zum Beruf erwählen:
Es ist das Schlechteste noch nicht.

(Deutsche Töpferzeitung, ca. 1905)

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